Ein paar "moralische" Anmerkungen vom Autor
"Crime pays? You must be mad" (Bruce Reynolds)
Man könnte beim Betrachten
dieser Seiten vielleicht meinen, ich möchte hier einem Verbrechen ein Denkmal
setzen oder gar die Posträuber verherrlichen. Das genaue Gegenteil ist richtig.
Diese Webseite soll vor allem sachlich informieren, was damals wirklich passiert
ist. Und bemerkenswert ist das ganze ja schon.
Wer sich näher damit beschäftigt, wird schnell feststellen: Ihr "Jahrhunderverbrechen" hat den Tätern
in erster Linie 307 Jahre Gefängnis, Jahre auf der Flucht, zerstörte Familien
und eine zweifelhafte, manchmal schon demütigende "Berühmtheit" eingebracht.
Zum Beispiel Ronnie Biggs, der in Brasilien drei Jahrzehnte wie eine Zirkusattraktion im goldenen Käfig
verbrachte und zum Schluss aus Heimweh als todkranker Mann nach England
zurückkehrte - in ein Gefängishospital. Selbst dort musste er Jahre ausharren, bis der
britische Staat den Schwerstpflegefall endlich begnadigte. Buster Edwards, der den Fahndungsdruck
der Polizei nicht mehr aushielt und sich nach jahrelanger Flucht stellte. Er
beging später Selbstmord. Bruce Reynolds, ein hochintelligenter Mann, der es
unter anderen Lebensumständen ohne Zweifel zu einer ansehnlichen Karriere
gebracht hätte, und später von einem Sozialhilfe-Verein unterstützt werden musste. Er besaß nicht mal
mehr ein Auto - früher seine große Leidenschaft. Roy James, ein hoffnungsvoller Rennfahrer, der seine beste
Zeit im Gefängnis verbrachte und dessen Comeback im Rennsport kläglich misslang,
weil er schon zu alt geworden war.
Nicht zu vergessen der Lokführer Jack Mills, der den Horror des Erlebten wohl nie verkraftet hat.
Wie stolz auch immer die Posträuber - inzwischen fast alle verstorben - auf ihre Tat sein mochten, und wie großartig
das Ganze auch geplant und durchgeführt war, so erbärmlich und fast kafkaesk hoffnungslos verlief alles weitere.
Und das ist kein Zufall: Untersuchungen zeigen, dass Kriminelle immer nur bis zum Zeitpunkt der
Ausführung der Tat denken und planen. Ein "danach" mit all seinen Problemen
verdrängen sie aus ihrem Bewusstsein. Deshalb werden auch noch so hohe
Haftstrafen niemals Verbrecher abschrecken können, denn sie denken gar nicht
darüber nach. Und deshalb werden sie dank ihrer eigenen Verdrängung und
angesichts immer raffinierterer moderner Fahndungsmethoden auch immer geschnappt
werden.
Zum Abschluss nochmal ein Zitat von Bruce Reynolds: "There's no free lunch in this world."